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it seems to be
(1996)

it seems to be #1 it seems to be #2 it seems to be #3 Mit den changing fields, so schreibe ich am 26.03.1993, "wollte ich durch meine Arbeit eine Beziehung zu diesen für mich neuen Raum herstellen. Ich wollte mich durch meine Arbeit an den Raum herantasten, Länge, Breite und Höhe abschreiten, den Raum erfahren und gleichzeitig Raum für meine Arbeit schaffen. Ich versuchte Fenster, Türen, Nischen und Fugen kennenzulernen und meine Arbeit der formalen Beschaffenheit dieses Raumes anzupassen, das heißt, mit und in diesen Raum zu arbeiten."

4 Jahre später greife ich wieder auf diese Arbeit zurück, reduziere mich aber nur mehr auf ein Material: dem blauen Kunstdünger Korn und dessen rieselnde Struktur - hin zu einer monochromen Fläche. Aber selbst durch diese einfachste Handlung, ein Korn neben das andere zu setzen, entsteht eine Art Handschrift, eine unterschiedliche Oberfläche. Ein weiterer, für mich nicht unwichtiger Aspekt, war die Empfindlichkeit des Materials, die Vergänglichkeit dieses Felds: ein Tritt würde genügen, um diese flüchtige Ganzheit zu zerstören.
Formal hat sich dieses Feld nicht sehr verändert: Material und Formgebung mögen immer noch an das Feld vom 11.03.1993 erinnern. Allerdings hat sich für mich der inhaltliche Kontext geändert. So sehe ich heute dieses Feld als Verweigerung des Sichtbarmachens einer künstlerischen Entwicklung. Das blaue Feld als eine suprematistische eingeschobene "Fläche". Als zweites formales Element kommt das Deckengemälde "Sturz der Titanen" von Anselm von Feuerbach (1829-1880), der sich in seinen Bildern "im Ringen um in eine nicht in Hier und Jetzt beheimatete klassische Schönheit verzehrt" (die humanistischen Ideale des Bürgertums seiner Zeit verkörpernd, seine Themenwahl von literarischen Reminiszenzen bestimmt, also auch allegorische Inhalte oder die Sehnsucht nach einer ideologischen Welt), der Aula als exakt parallel darüber liegende Ebene hinzu.
Diese beiden parallel gegenüberliegenden Flächen dokumentieren zwei verschiedene Zeiten, Kunstauffassungen, zwei parallel gegenüberliegende Gedankenebenen. Beide Positionen bereiten sich eine (flächenmäßig exakt gleich große) Bühne, zusammengesetzt aus einer ideologisierenden und einer realistischeren oder mir lebensnäheren Welt.
It seems to be ist eine Arbeit, die genau aus dieser Pluralität, zweier verschiedener Zeiten, mit all ihren Gemeinsamkeiten und Widersprüchen heraus lebt.

Ausstellungsort: Aula der Akademie der Bildenden Künste, Wien, Mai 1996
Material: 2 Tonnen BASF Blaukorn Kunstdünger
Größe: 11m x 36m



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