start
projekte
vita
kontakt

rien nul - zero
(2006)

rien nul #1 rien nul #2 rien nul #3 rien nul #4 rien nul #5 rien nul #6
video 19:42 min
Musik: Oliver Korte
Videoausschnitt sehen [>]

Ausgangspunkt für die Videoarbeit war einerseits Kortes Musikkomposition, vor allem aber der Titel des Musikstücks »rien nul« selbst. »Eine musikalische Reise in die Vergänglichkeit der Klänge« bezeichnet Korte sein Stück.
Gasser suchte nach einer Alltagssituation, die diesem Musiktitel entspricht. Sehr nahe an der Main Central Station im Zentum Chicagos fand er eine Brückensituation und fokussierte diese konsequent mit einer einzigen Kameraeinstellung, so dass der Rest der Stadt ausgeschaltet, ausgeblendet wird. Die Brückensituation als eine Metapher für eine scheinbar bedeutungslose, alltägliche Übergangssituation von A nach B; für ein zeitliches Zwischenglied.
Sowohl die Videoarbeit als auch Kortes Musiksück sind vielschichtig aufgebaut. Da gibt es zum einen diese sehr statische Brückenarchitektur – eine durch Nieten zusammengehaltene Metallkonstruktion – die sich wie eine Horizontale durch das Bild zieht - eine Art Maßstab, eine Timeline für eine chronologische Abfolge
Als vorderste Schicht ist eine fast schon (malerische) Verkehrsebene zu erkennen – die sich von rechts nach links durchs Bild zieht und technische Elemente des Films selbst erkennen lässt. Dahinter die statische Brückenarchitektur, auf der die vorbeiziehenden Fußgänger sichtbar werden, die sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen, wobei Jeder und Jede eine in sich geschlossene Geschichte erzählt. Man verfolgt ihren Gang, ihre Körpersprache oder betrachtet ihre Requisiten: das Fahrrad, den Kinderwagen, den Koffer …
Die Hintergrundebene bildet die nackte weiße Wand des Chicago Opera House, die als glatte, architektonische Fläche einerseits die dahinter liegende Stadt ausschließt – andererseits beim Hervorkommen der Sonne das Geschehen auf der Brücke in einen surrealen, leeren Raum transferiert. So wird für kurze Zeit »ein Nichtraum«, eine Art Vakuum evoziert und dieser wiederum in eine reale Stadtsituation zurückversetzt. Als letzte Ebene erkennt man als Spiegelung in den vorbeiziehenden Autokarosserien die gegenüber liegende, stark geometrisch angelegte Stadtarchitektur.

Diese Schichten folgen, ergänzen oder brechen den Rhythmus, den das Musikstück »rien nul« selbst mit seiner vielschichtigen Überlagerung von einzelnen Tönen, Klangfeldern und exakt definierten Pausen vorgibt.
Durch das Herausschneiden einzelner Bilder und den Einsatz von unterschiedlichen Geschwindigkeiten wurde (auch zeitlich) ein neuer Raum geschaffen, welcher die Chronologie immer wieder unterbricht – und so dem Betrachter kaum die Möglichkeit bietet, sich in Bild und Musik gleichzeitig zu verlieren. Man ist der Versuchung erlegen, Fehlstellen gedanklich zu korrigieren und auszufüllen, was wegen des unaufhaltsamen Geschehens jedoch nicht gelingt. Die Videoarbeit »rien nul - zero« ist ein Gemeinschaftsprojekt von Werner Gasser und dem Musiker Oliver Korte. Sie wurde anlässlich der Tagung »Raum erkunden. Konfigurationen ästhetischer Erfahrung« (in Zusammenarbeit mit FU, Akademie der Künste, »transversale«) im Februar 2007 an der Akademie der Künste Berlin uraufgeführt.